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Ortstermin im Main-Tauber-Kreis – 04.02.2022

Landtagsabgeordnete treffen Landrat

Main-Tauber-Kreis. Der bahnpolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion MdL Michael Joukov und der Betreuungsabgeordnete MdL Armin Waldbüßer tauschten sich mit Landrat Christoph Schauder und der Dezernentin Ursula Mühleck über den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Main-Tauber-Kreis aus.

Landrat Schauder freute ich über das Ziel des Landes, den ÖPNV auch in ländlich strukturierten Kreisen voranzubringen. Dabei habe es beim Angebot gegenüber Mitte der 90er Jahre bereits „einen Quantensprung“ gegeben. Ein Halbstundentakt auf der Tauberbahn sei jedoch wegen der veralteten Streckentechnik trotz des engagierten Betreibers Westfrankenbahn nicht möglich. Der Probebetrieb einer Regionalbahn zwischen Osterburken und Würzburg koste den Landkreis 1,1 Mio. Euro pro Jahr. Hinzu kämen die Ausgaben für den Buszubringerverkehr. Der Nachbarlandkreis Neckar-Odenwald steuere 350.000 Euro bei, so Schauder. Er wünsche sich einen vom Land finanzierten Dauerbetrieb dieser Regionalbahn.

Der auf drei Jahre befristete Probebetrieb leidet unter dem Corona-Virus. Darüber befinde sich der Landkreis „in einem konstruktiven Austausch mit dem Verkehrsministerium“. Man habe sich darauf verständigt, den Probebetrieb um ein Jahr zu verlängern, um realistische Fahrgastzahlen ermitteln zu können. Die geforderten 500 Personenkilometer seien jedoch schwer erreichbar, meinte Landrat Schauder. Mit ein Grund dafür ist, dass am Bahnhof Königshofen nur in einer Fahrtrichtung gehalten werden kann. Zwar liege derzeit keine aktuelle Kostenschätzung vor. Allein für einen provisorischen Bahnsteig müssten aber 600.000 Euro ausgegeben werden, um auch in Gegenrichtung halten zu können.

Der bahnpolitische Sprecher MdL Michael Joukov geht davon aus, dass 500 Personenkilometer in der Regionalbahn Osterburken-Würzburg „ohne Investitionen nicht erreichbar sind“. Für einen Dauerbetrieb der Regionalbahn bestehe das Land auf einer kommunalen Kofinanzierung, die „eher bei 60% als bei 40% liegen dürfte“. Eine gewisse Hoffnung setze er in die angekündigte Erhöhung der Regionalisierungsmittel des Bundes. „Alle Länder haben sich für die Aufstockung ausgesprochen“, so Joukov.

Von Bayerischer Seite wurde eine Machbarkeitsstudie für eine S-Bahn in Auftrag gegeben, berichtete der Landrat. Ein solches Angebot sei „wie ein Sechser im Lotto mit Zusatzzahl“, jedoch ferne Zukunftsmusik. Der Spatz in der Hand sei ihm wichtiger als die Taube auf dem Dach und Politik „die Kunst des Möglichen“.

Eine Regio-S-Bahn mit Halbstundentakt ist laut Michael Joukov nur mit starker finanzieller Beteiligung der Gebietskörperschaften möglich. Eine Elektrifizierung der Strecke sei dafür nicht erforderlich. Es gehe dabei vor allem darum, eine Identifikation zu schaffen. Eine Finanzierungsmöglichkeit für einen besseren öffentlichen Nahverkehr sieht der grüne Verkehrspolitiker in der Nahverkehrsabgabe, deren rechtliche Voraussetzungen voraussichtlich im Herbst dieses Jahres geschaffen werden. In dünn besiedelten Räumen biete sich auch ein „On-Demand-Verkehr“ an, der nur dann fahre, wenn er von den Fahrgästen per App oder Telefon bestellt wird.

Dezernentin Ursula Mühleck verwies darauf, dass der Landkreis bereits zahlreiche Rufbusse anbiete. Man arbeite daran, diese mit Hilfe einer App kurzfristig auch an Sonn- und Feiertagen ordern zu können. Derzeit gehe das nur, wenn man den Rufbus bereits einen Tag vorher bestelle. Eine App zu entwickeln und die Schnittstellen zum Verkehrsverbund zu schaffen verursache derzeit aber noch sehr hohe Kosten. In Wertheim und Lauda wolle der Landkreis demnächst Mobilitätszentralen einrichten. Hierfür wünsche sie sich vom Land eine stetige Mit- statt nur eine Anschubfinanzierung über drei Jahre.

Die beiden Landtagsabgeordneten bewerteten ihr Gespräch mit den Landkreisvertretern als sehr positiv und versprachen, die Anliegen der Kreisverwaltung nach Stuttgart mitzunehmen.