Sehr geehrte Herr Präsident,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
Wir debattieren heute über eine wichtige Frage: Wie können wir bei der Kontaktaufnahme und bei der Kommunikation mit zukünftigen und ehemaligen Studis erfolgreicher werden? Bei ihrer primären Arbeit sind die baden-württembergischen Hochschulen bereits spitze. Mit vier von bundesweit elf Exzellenz-Universitäten können wir mit Fug und Recht behaupten, dass Baden-Württemberg zu den bundesweit erfolgreichsten Hochschulstandorten zählt. Diese Botschaft gilt es auch zu verbreiten. Alumni sind dabei die wichtigsten Botschafterinnen und Botschafter ihrer Hochschule, denn sie sind der glaubwürdigste Beleg für den Erfolg ihres Studiums.
Sie können als Multiplikatoren in alle gesellschaftlichen Bereiche wirken – sowohl für die Gewinnung von zukünftigen Studierenden als auch für die Etablierung eines interdisziplinären Netzwerkes von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, national als auch international. Dennoch ist das Alumni-Management ein verhältnismäßig neues Thema. Die Vorstellung, dass die Hochschulen nicht nur eine „höhere Lehranstalt“
sind, sondern sich aktiv um eine emotionale Bindung zu den Studierenden bemühen, kam erst zu meiner Studierendenzeit verstärkt auf, und ich bin bekanntlich erst 40.
Viele Hochschulen sind im Bereich des Alumni-Managements bereits sehr erfolgreich: so wurden sechs Landesuniversitäten für ihre Forscher-Alumni Strategien im Rahmen des Wettbewerbs der Alexander von Humboldt Stiftung ausgezeichnet. Zur Wahrheit gehört aber auch: gerade im Wettbewerb mit den
Universitäten aus dem angelsächsischen Raum gibt es Nachholbedarf. Dass die ehemaligen Studierenden auch Botschafterinnen und Botschafter ihrer Hochschule sein können, wurde noch nicht überall erkannt. Sie dabei zu
unterstützen, ist sehr im Sinne der jeweiligen Einrichtung, dafür ist es unerlässlich, den Kontakt zu halten, und sie dafür zu empowern. Umgekehrt können sie – die Alumni – auch für aktive Studierende eine Mentor*innen-Rolle
einnehmen, etwa beim Vermitteln von Praktika und Jobs.
Es gilt, aus tragisch-aktuellem Anlass, auch die Feststellung, dass russischsprachige und russischstämmige Alumni eine nicht zu vernachlässigende Ansprechgruppe innerhalb Russlands sein können. Bei der Art des neuen Eisernen Vorhangs, der von Putins Regierung in den klassischen und Sozialen Medien errichtet wurde, ist ein direkter Austausch unter Menschen, die sich persönlich kennen, einer der wenigen Kanäle, die uneingeschränkt zu Verfügung stehen und die es nach Kräften zu nutzen gilt. Auch dafür brauchen wir mehr Anstrengungen im Alumni-Bereich, und gut vernetzte Kontakte.
Der Gewinn der funktionierenden Kontakte ist für alle Beteiligten beträchtlich. Ich will hier nur einige Beispiele nennen – es entsteht der Raum und die Plattform um mit der Alma Mater verbunden zu bleiben:
- sei es als Gastreferent*innen
- als Mentor*innen
- als potenzielle Arbeitgeber*innen
- als Projektpartner*innen für Seminararbeiten
- für einen forschungsbezogenen oder kulturellen Austausch
- für eine Internationale Zusammenarbeit
- und natürlich, wie bereits erwähnt, – als Markenbotschafter*innen ihrer
Hochschule.
Die Rechtsgrundlage für die Kontaktpflege wurde bereits vom vorherigen Landtag gelegt, die Kontaktaufnahme und die Datenverarbeitung sind im Landeshochschulgesetz rechtlich geregelt. Es ist immer nützlich, zu schauen, ob man von anderen Ländern lernen kann. Im Falle Bayerns ist das Ergebnis jedoch eindeutig: das bayerische Hochschulgesetz hat eine Bestimmung zum Status der Alumni, die sich deklaratorisch gut liest, aber
im Ergebnis nichts anderes bewirkt, als die traditionell zurückhaltende – ich hoffe, die aus Heidelberg stammende Ministerin hat Verständnis für meine Formulierung – geradezu schwäbisch zurückhaltende – Formulierung
unseres LHGs.
Der gesetzgeberische Boden ist somit bereitet, und es liegt an den Hochschulen, diesen entsprechend zu nutzen.
Die Landesregierung hat deutlich gemacht, dass Hochschulen dabei ihre volle Unterstützung haben. Dafür danke ich ihr, und wünsche den Hochschulen im Namen der GRÜNEN Fraktion Gutes Gelingen!